Kritik in der VW-Krise als Kündigungsgrund? Porsche greift zu Ketten-Kündigung
Der Weissacher Porsche-Beschäftigte Siegmar Herrlinger erhielt mitten im Wahlkampf eine fristlose Kündigung. Dabei hatte erst in der Woche zuvor das Arbeitsgericht Stuttgart seine Weiterbeschäftigung verfügt.
Ein erneutes Verfahren zur sofortigen Weiterbeschäftigung findet am Dienstag 24. Oktober 10:30 Uhr statt am Arbeitsgericht Stuttgart, Johannesstraße 86, Saal 024, Hochparterre.
Das Internationalistische Bündnis wird 10:00 eine Solidaritätskundgebung vor dem Termin durchführen und lädt dazu die regionale Presse und Öffentlichkeit ein.
Offensichtlich traut Porsche seiner eigenen Kündigung nicht. Am 5. Oktober erhielt Herrlinger eine zweite „vorsorgliche“ fristlose Kündigung. Inzwischen kann man also von Kettenkündigung sprechen.
Der VW-Konzern beeinflusste Veröffentlichungen zur VW-Krise mit dem Ziel, den Konzern aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Hat das auch auf die regionale Presse Einfluss? Bisher wurde von der skandalösen Unterdrückung von Kritik durch Kündigung nicht berichtet.
Siegmar Herrlinger hatte auf mehreren Betriebsversammlungen kritische Fragen gestellt zu den Abgasmanipulationen bei Porsche.
Porsche störte vor allem, dass Siegmar im Wahlkampf über die Abgasmanipulation sprach – die aber in aller Munde ist. Weiter stört man sich bei Porsche daran, dass Siegmar Herrlinger für eine Zukunft ohne Ausbeutung und Unterdrückung eintritt, für eine Gesellschaft in der die Einheit von Mensch und Natur verwirklicht wird! Eine solche Zukunft scheint für das Porsche-Management offensichtlich eine Horrorvision.
Porsche verstößt gegen das Abgeordnetengesetz
Der IT-Fachmann Herrlinger kandidierte in Neckar-Zaber für die Internationalistische Liste/MLPD zum Bundestag. Deshalb genießt er einen besonderen Kündigungsschutz.
Bereits die Androhung der Kündigung ist ein Verstoß gegen Paragraph 2, Absatz 2 des Abgeordnetengesetzes: „Benachteiligungen am Arbeitsplatz im Zusammenhang mit der Bewerbung um ein Mandat sowie dem Erwerb, der Annahme und Ausübung eines Mandats sind unzulässig.“
Wer gefährdet die Arbeitsplätze? Die Betrüger oder diejenigen, die den Betrug aufdecken?
Von der VW-Konzernführung wird Öffentlichkeitsarbeit gemacht, alles sei wieder gut, VW wird Vorreiter bei Elektromobilität. Wer VW und Diesel schlecht redet, würde die Arbeitsplätze gefährden und Schadenersatz und Nachrüstung in Europa würde den Konzern in seiner Existenz gefährden.
Doch mit der jüngsten Verhaftung des ehemaligen Porsche-Entwicklungsvorstands Wolfgang Hatz bestätigt sich auf ganzer Linie jeder Hinweis von Siegmar Herrlinger, dass Manager Teil des Betrugs mit manipulierten Diesel-Motoren waren. Rund 21.500 Cayenne mit dem V6 3-Liter-Diesel-Motor muss Porsche nachbessern - wegen einer aus Sicht des Bundesverkehrsministeriums illegalen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung. Zudem hat Minister Alexander Dobrindt (CSU) ein Zulassungsverbot für Fahrzeuge mit diesem Motor verhängt.
Die Sorge um Arbeitsplätze haben tatsächlich tausende Leiharbeiter, Beschäftigte der Zulieferer von VW und befristet eingestellte Kollegen. Aktuell wurden in Wolfsburg 500 Leiharbeiter auf die Straße gesetzt. Porsche stellt in Zuffenhausen in der Produktion zwar ein, aber meist nur befristet.
In Bratislava, wo der Cayenne seit September komplett montiert wird, erkämpfte die Belegschaft Ende Juni 4,7 Prozent mehr Lohn und eine Einmalzahlung von 500 Euro. als Signal gegen "Billiglohnland Slowakei". Dieser Erfolg wird auch bei Beschäftigten in der Tschechischen Republik für Furore sorgen, wo VW den Arbeiterinnen und Arbeitern bei Skoda im Durchschnitt nur 1.500 Euro brutto bezahlt.
Bei Porsche rumort es, die Beschäftigten sind zu Recht stolz auf ihre Arbeit bei einem Premiumhersteller und wünschen sich Premium Arbeitsbedingungen und ein Klima der Aufklärung und nicht der Einschüchterung.
Sofortige Weiterbeschäftigung von Siegmar Herrlinger
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